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Viele Menschen mit Handys in der Hand: #digidingens Neustart der sozialen Medien
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#digidingens: Neustart gefällig? Warum Social Media eine Revolution braucht

Die Anfänge der sozialen Netzwerke in den frühen 2000ern waren geprägt von eher banalen Beiträgen. Es wurde Musik über MySpace geteilt, Anstupsen bei Facebook wurde von vielen als digitaler Balztanz verstanden und seine persönliche Meinung hat man noch in maximal 140 Zeichen auf Twitter geteilt.

Im Laufe der Zeit hat sich die Kommunikation und die Nutzungsart von Social Media grundlegend geändert: Hashtags wurden eingeführt, besonders und erst recht mit der Veröffentlichung des ersten iPhones gab es eine Verschiebung von Desktop- zu mobiler Nutzung, die Relevanz von textbasierten Beiträgen ist Bild- und Videoinhalten gewichen, es wurden Algorithmen entwickelt, die immer stärker personalisierten Content ausspielen und neben der zunehmenden Bedeutung für die Verbreitung von Nachrichten, haben nicht nur politische Bewegungen, sondern auch Unternehmen diese Plattformen für sich entdeckt.

Dass Menschen als Beruf „Influencer:innen“ sind und dann noch sehr viel Geld damit verdienen, überrascht heute fast niemanden mehr. Auch das gezielte Platzieren von Werbung direkt bei der jeweiligen Zielgruppe, sogenanntes Social-Media-Advertising ist inzwischen ein bedeutender Wirtschaftszweig. Und besonders Unternehmen nutzen diese Plattformen um Marken zu etablieren und zielgerichtet für Produkte zu werben, ihr Image zu verbessern, Kundschaft zu gewinnen, aber auch um potentielle Mitarbeiter:innen anzusprechen.

Neben dem anfangs erwähnten Wandel und der Veränderung in der Inhaltsart innerhalb der Social Media – Welt, sind in den letzten Jahren und vor allem in den letzten Monaten einige Einflussfaktoren aufgekommen, die Fragen aufwerfen. Diskussionen um Datenschutz, Propaganda, toxische Algorithmen, gezielte Meinungsmache und Einflussnahme durch Bots, lassen das Vertrauen in die großen Netzwerke schwinden.

Wie gehe ich als Einzelperson, wie gehen wir als Unternehmen damit um? Reduzieren wir unsere Aktivitäten auf den etablierten Plattformen oder verlassen diese sogar ganz? Gibt es überhaupt Alternativen?

Doch was genau ist passiert?

  1. Datenskandale und Vertrauensverlust: Durch den Cambridge Analytica Skandal wurde 2018 bekannt, dass die großen sozialen Netzwerke, darunter vor allem Facebook und Instagram, massenhaft persönliche Daten sammeln und teilweise weiterverkaufen. Diese wurde dann nicht nur für personalisierte Werbung genutzt, sondern auch für politische Zwecke eingesetzt.
  2. Manipulation durch Algorithmen: Inhalte, die uns in ihren Bann ziehen und nur noch darauf abzielen zu polarisieren, toxische und vermehrt radikale Kommentarspalten und verstärkte politische Propaganda, oft durch Bots oder troll farms.
  3. Das Twitter/X – Chaos und Musk: Ein weiterer Paukenschlag im Social Media – Kosmos war die Übernahme von Twitter durch einen der vermögendsten Menschen der Welt, Elon Musk. Umbenennung in X, zeitgleich große Teile der Belegschaft feuern, unklare Richtlinien und die Einführung von bezahlter Verifizierung. Das führte zu mehr Fake-Accounts, Verlust der Glaubwürdigkeit und da es immer weniger Moderation und Überprüfung gab, nahm rechte Propaganda zu und massenhaft Bots, sorgten für immer mehr Desinformation. Inzwischen gleicht die Plattform einem Experimentierfeld für Machtspiele und Ideologien, wodurch global politisch Einfluss genommen wird.
  4. KI als Werkzeug und Problem: Die künstliche Intelligenz hielt auch Einzug in die Verbreitung von Inhalten auf sozialen Netzwerken. Die erstellten Inhalte wurden und werden für gezielte Meinungsbildung und Fake News missbraucht. Durch Deepfakes verwischt die Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion. Einige Plattformen kämpfen dafür, um die Kontrolle über die Inhalte zu behalten, meist jedoch erfolglos.

Und jetzt?

Das hört sich alles ziemlich düster an und stellt zumindest aktuell, die Vorteile der Nutzung von sozialen Medien in den Schatten. Bleiben wir also bei den bekannten Plattformen und hoffen auf Besserung? Müssen wir wirklich noch auf Twitter sein? Und was passiert, wenn ich mich ganz vom Meta-Konzern verabschiede und neben Facebook und Instagram auch WhatsApp lösche? Können wir also ganz Schluss machen und zu datenschutzfreundlichen Alternativen wechseln?

Die guten Nachrichten

Es gibt bereits Plattformen, die sich gegen die großen Spieler stellen. Schauen wir uns einmal an, was vielleicht die Zukunft der sozialen Medien sein kann.

  1. Signal statt WhatsApp
    Was macht Signal anders?
    • OpenSource, kostenlos und spendenfinanziert
    • Keine Datenkrake: Keine Werbung, keine Nutzer:innenprofile
    • Ende-zu-Ende-Verschlüsselung als Standard: Deine Chats bleiben DEINE Chats

Warum wechseln?

    • Nachdem 2021 die neuen WhatsApp-AGB eingeführt wurden, sind bereits Millionen Nutzer:innen zu Signal abgewandert
    • Ideal für alle, die genug von Meta und der Auswertung ihrer Daten haben
    • Signal lässt dich sogar festlegen, dass Nachrichten automatisch gelöscht werden – für alle die ganz auf Nummer sicher gehen wollen 😉
  1. Bluesky statt Twitter/X

Was ist Bluesky?

    • Twitter Mitbegründer Jack Dorsey hatte auch keinen Bock mehr auf Elon Musk und hat Bluesky gegründet
    • AT Protocol: Ein offener Standard für dezentralisierte soziale Netzwerke, der darauf abzielt, Nutzern mehr Kontrolle über ihre Online-Identität und Daten zu geben
    • Noch in der Beta Phase, aber vielversprechender Fokus auf Datenschutz und Kontrolle der eigenen Daten

Was ist besser?

    • Keine undurchsichtigen Algorithmen
    • Frischer Wind für Nutzer:innen, die sich nicht durch Werbung und rechte Trolle scrollen wollen
    • Aktive (allerdings noch kleine) Community: Bots und Desinformation spielen (aktuell noch) keine Rolle

Warum wechseln?

    • Mit X fühlt es sich aktuell ein bisschen an, als würde man in einem abstürzenden Flugzeug sitzen und vielleicht könnte Bluesky unser Fallschirm sein?
    • Ideal für alle, die das Chaos bei/mit Musk satthaben
  1. Mastodon statt X

Was ist Mastodon?

    • Teil des sogenannten Fediverse – ein Netzwerk dezentraler, miteinander verbundener Plattformen
    • Nutzer:innen wählen ihren Server (Instanz) basierend auf Interessen, Themen oder Moderationsregeln

Wie unterscheidet es sich?

    • Kein Algorithmus, der entscheidet, was du sehen sollst
    • Keine Werbung, da spendenfinanziert oder ehrenamtlich betrieben
    • Jede Instanz hat eigene Moderationsregeln, es gibt also mehr Kontrolle über die Inhalte

Warum wechseln?

    • Ideal für echten Austausch, ohne endlos durch algorithmisch optimierte Inhalte zu scrollen
    • Trolle und Bots haben es schwerer: die Inhaltsmoderation liegt in der Hand der Server-Admins

Und was bringt uns dieser Wandel jetzt?

Die großen, etablierten Plattformen kämpfen in großem Stil um immer mehr Macht und Aufmerksamkeit. Darunter leidet ein fairer, gleichberechtigter Austausch. Alternative Plattformen setzen hingegen auf Datensouveränität und authentische Interaktion. In Zukunft kann das dazu führen, dass es weniger Manipulation durch Algorithmen gibt. Die dezentralisierten Ansätze können für ein neues Gleichgewicht sorgen und dafür sorgen, dass wieder mehr Macht bei uns Nutzer:innen liegt.
Künstliche Intelligenz wird selbstverständlich auch auf diesem Spielfeld weiterhin ein Thema sein und immer mehr werden, aber die Frage ist, wer sie wie einsetzt. Statt für Meinungsmache kann KI zum Beispiel auch für Faktenchecks genutzt werden.

Die Macht der Entscheidung

Die sozialen Medien könnten vor einem Wendepunkt stehen. Die „Großen“ stehen vermehrt nicht mehr für das, was sie eigentlich sein sollten: sozial. Mit Signal, Bluesky, Mastodon und Co. werden Alternativen geboten, die zeigen: Social Media kann auch anders funktionieren.

Am Ende entscheidest Du: Bei den Anbietern bleiben, die dich nerven oder den Wandel nutzen, um bewusst zu wählen?

Aktueller denn je, ist es an der Zeit, Plattformen nicht mehr nur als Tools zu sehen, sondern als Prinzipien, die unsere Werte widerspiegeln.

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