Innoflash #75 mit Emilia Miller | SCINECT
Wissenschaft und Gesellschaft vereint - Emilia Miller spricht über die Notwendigkeit von besse
Der Name Luca ist derzeit in aller Munde. Gemeint ist allerdings kein neuer deutscher Superstar, sondern eine App zur Kontaktdatennachverfolgung in Zeiten der Pandemie, die mittlerweile großflächig in Deutschland eingesetzt wird. Hm, vielleicht doch ein Superstar also.
Über ein Jahr ist unser öffentliches Leben nun von der Pandemie geprägt. In diesem Jahr wurde viele Maßnahmen zur Krankheitseindämmung eingeführt, um teilweise wieder verworfen und teilweise besser ausgebaut zu werden. Ein wichtiges Element für die Eindämmung von Covid-19 ist die Kontaktverfolgung. Die Basis bildet hierfür die Corona-Warnapp, die uns informiert, wenn wir längere Zeit Menschen nahe waren, die anschließend positiv auf das Virus getestet wurden.
Mit der Warnapp werden allerdings größere geschlossene Räume, wie beispielsweise bei Freizeitaktivtäten oder schlicht im Restaurant, nicht abgedeckt. Dabei kann durch den Aerosolflug eine Infektion selbst über meterweite Entfernung nicht ausgeschlossen werden – insbesondere in Bereichen, wo die medizinischen Masken öfter abgenommen werden müssen, wie im Gastronomiebereich.
Wir haben uns also daran gewöhnt, Zettel auszufüllen. Beim IKEA-Restaurant für ein schnelles Mittagessen, beim Bäcker, wenn wir dem Kaffee im Haus konsumieren wollen und beim Friseur, in froher Erwartung auf das Ende unserer Lockdown-Frise. Immer wieder: Vorname, Name, Adresse, Wann ist man gekommen, wann ist man gegangen. Weil das einfach nervt und jedes Mal gefühlt ewig dauert, hat sich sogar schnell ein alter Markt auf neue Produkte besinnt: Kontaktverfolgungsstempel! Aber kann das die Lösung im digitalen Zeitalter sein?
Auch von Unternehmenssicht ist die Zettelwirtschaft nicht gerade praktisch: Die teilweise unzähligen Papierzettel müssen genau vier Wochen sicher verwahrt und aufgehoben werden. Nicht mehr und nicht weniger. Bei einer tatsächlichen Meldung müssen diese Zettel dann händisch überprüft werden. Und auch vom Datenschutzpunkt ist es für Verbraucher*innen problematisch, die eigenen Daten überall unverschlüsselt zu verteilen.
Da wir aber im digitalen Zeitalter leben, geht es natürlich auch einfacher. Im Laufe der letzten Monate sind einige Apps auf den Markt gekommen, mit denen man einen digitalen, verschlüsselten „Stempel“ hinterlassen kann.
Es gibt mittlerweile zahlreiche Apps, mit denen man verschlüsselt die eigenen Kontaktdaten hinterlassen kann. Das prominenteste Beispiel ist die Luca-App. Diese App, die insbesondere vom Fanta 4 Rapper Smudo beworben wurde, hat sich (zumindest derzeit) auf dem Markt durchgesetzt. Mit Luca kann man mittlerweile bei vielen Locations einchecken, vom IKEA bis zum Zoo, und so die Kontaktdatenvermittlung unterstützen.
Dafür muss man entweder mit der Luca-App den QR-Code der Location scannen, oder man lässt den eigenen QR-Code von den Betreiber*innen einlesen. Bei einem Infektionsfall werde alle Menschen, die zur betreffenden Zeit an diesem Ort per Luca eingeloggt waren, informiert. Darüber hinaus wird auch das Gesundheitsamt informiert, welches wiederum Zugriff auf die Kontaktdaten der Einzelnen hat.
Wer kein Smartphone besitzt, kann das System trotzdem nutzen: mit einem Schlüsselanhänger. Dieser kann vor Ort von den Betreiber*innen gescannt werden und erfüllt so dieselbe Funktion wie die App.Open-Source: Es wird kritisiert, dass der Quellcode nicht öffentlich ist, denn Open Source steht für Transparenz. Wenn ein Quellcode öffentlich ist und fachkundige IT–ler und Datenschützer so dazu Feedback geben können, kann für die Allgemeinheit gewährleistet sein, dass mit den erhobenen Daten kein Unfug angestellt wird – insbesondere da die App ja nun steuerfinanziert wird. Die Corona-Warnapp ist beispielsweise Open Source.
Monopolstellung: Wie gesagt, es gibt zahlreiche Apps, die mit Luca in Konkurrenz stehen. Es wird häufig kritisiert, dass sich die Luca-App nur aufgrund der prominenten Unterstützung von Smudo durchgesetzt hat. Viele Mittbewerber*innen haben sich in der Initiative „Wir für Digitalisierung“ zusammengeschlossen und sprechen sich gegen eine einheitliche App zu diesem Zweck aus. Vielmehr solle es eine Schnittstelle geben, mit der verschiedenste Apps zur Kontaktdatennachverfolgung miteinander vernetzt werden könnten. So würde den Verbraucher*innen eine Wahl gelassen.
Fehleranfälligkeit: Unter anderem Jan Böhmermann hat uns einmal vor Augen geführt, dass man, so man denn möchte, die App manipulieren kann. Er besuchte nachts den Osnabrücker Zoo, zumindest laut seiner Luca-App. Tatsächlich saß er jedoch in Berlin und hat den QR-Code des Zoos von einem Foto eingescannt.
Datenschutz: In den letzten Tagen und Wochen ist auch zu dem Bereich Kritik laut geworden. Zum einen werden die Daten der Nutzer*innen zentral gespeichert und laut Kritiker*innen nicht ausreichend geschützt. Zum anderen können Dritte vollständige Bewegungsprofile nachzeichnen, wenn sie ein Foto vom entsprechenden QR-Code haben – gerade in Hinblick auf Überwachung und Stalking ein Problem. Besonders in der Kritik steht dabei der Schlüsselanhänger – denn wie schnell kann man einfach mal ein Foto von einem Schlüsselanhänger machen?
Es muss jede*r selbst entscheiden, was überwiegt: Die Kritik oder der Nutzen. Auf jeden Fall lohnt es sich, sich mit dem Thema zu beschäftigen
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Autor*IN Amy Cotton Veröffentlicht: 8. November 2024 Kategorie Blog , Innoflash Innoflash #73