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#digidilemma: Warn-Apps

Diese Woche hat unsere Lotsin Saskia einen Gastbeitrag in Lisa#digidilemma geschrieben. Viel Spaß beim Lesen!

Seit knapp 8 Jahren gibt es in Deutschland schon Warn-Apps, die vor den verschiedensten Katastrophen warnen sollen. Dazu gehören die NINA-, KATWARN- und die BIWAPP-App. Doch die Apps stehen in der Kritik und das nicht erst seit der verheerenden Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz im Juli diesen Jahres

Was sind Warn-Apps denn?

Warn-Apps stehen insbesondere seit Beginn der Corona-Pandemie und der Veröffentlichung der Corona-Warn-App im Fokus. Doch nicht nur zur Pandemiebekämpfung kommen die Apps zum Einsatz. Auch bei Unwettern, Chemieunfällen oder anderen Katastrophen wird auf sie zur Warnung der Bevölkerung zurückgegriffen. Eingeführt wurden die Apps, um die verschiedenen Kanäle der bisherigen Warnmöglichkeiten, wie Sirenen oder Rundfunkmeldungen, zu erweitern. Ziel ist es so bestenfalls natürlich möglichst viele Menschen zu erreichen und Leben zu retten.

Und wie sieht es mit der Funktion der Apps aus?

Alle drei der erwähnten Apps sind an das sogenannte Modulare WarnSystem kurz MoWaS angeschlossen. Im MoWaS gehen Warnungen aus den verschiedensten Institutionen, wie z.B. dem Deutschen Wetterdienst (DWD) oder der Hochwasserinformationen aus den Bundesländern ein. Diese werden dann gebündelt unter anderem auch an die Warn-Apps gesendet. Die Apps verschicken dann Push-Benachrichtigungen, die die Menschen vor Katastrophen warnen sollen. Teils werden auch schon Handlungsanweisungen und Verhaltentipps mit versandt. Abgesichert vor Stromausfällen oder Unwettern ist das MoWaS auch, denn die Übertragung erfolgt per Satellitenverbindung wie auch über eine terrestrische gesicherte Datenleitung. In der Theorie hört sich das alles also schonmal super an.

...aber wie sieht es in der Praxis aus?

Schon beim bundesweiten Warntag am 10. September 2020 funktionierte die NINA-App nicht. Denn die Push-Nachrichten kamen teils erst eine halbe Stunde später bei den Nutzer*innen an – im Notfall deutlich zu spät. Damals kam es laut dem BKK zu einer Überlastung des MoWaS und die Warninfrastruktur inklusive der Warn-Apps sollte in einem Jahr überarbeitet werden. Doch auch bei der verheerenden Flutkatastrophe im Juli 2021 gab es Probleme mit den Apps. So funktionierte z.B.  die Verknüpfung der Apps nicht. Eigentlich sollen die drei Apps die offiziellen Warnmeldungen untereinander teilen. Im Ahrtal hat das jedoch nicht funktioniert. Die Warnungen in der KATWARN-App wurden dort nicht mit der NINA-App geteilt. 

Doch die generellen Funktionsprobleme der Apps sind nicht das einzige Problem. 

Fehlende Nutzer*innen

Auch wenn es mittlerweile drei verschiedene Warn-Apps gibt, sind diese (noch) nicht wirklich bekannt. Zwar ist das Konzept mit der Veröffentlichung der Corona-Warn-App deutlich bekannter worden, aber immer noch weisen die Apps relativ geringe Nutzungszahlen auf. Mit ca. 10 Millionen Nutzer*innen ist die NINA-App die beliebteste der drei Apps. Die BIWAPP- und KATWARN-App weisen dagegen lediglich Nutzungszahlen im unteren Millionenbereich auf. Im Vergleich – die Corona-Warn-App wurde trotz deutlich kürzere Existenz mittlerweile schon ca. 31 Millionen Mal heruntergeladen.

Abgesehen davon, dass die Apps keinen großen Bekanntheitsgrad haben, besitzen zudem nicht alle Bürger*innen ein Smartphone, auf dem die Apps heruntergeladen werden könnten. Somit wird schonmal ein Teil der Bevölkerung von dieser Warnmöglichkeit ausgeschlossen. Insgesamt werden noch zu wenige Menschen mit Apps erreicht.

Und außerdem...

...setzen die Apps eine Internetverbindung und einen vollgeladenen Akku des Handys voraus. Beides ist im Katastrophenfall schwierig zu gewährleisten und bedeutet dann auch, dass die Warnung dann nicht bei den Nutzer*innen ankommt. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass die Mobilfunknetze überlastet werden, was ebenfalls dazu führen kann, dass die Warnungen bei App-Nutzer*innen nicht ankommt. 

Gibt es denn Alternativen zu den Apps?

Neben den analogen Warnmöglichkeiten wie Sirenen gibt es auch nach das sogenannte Cell-Broadcasting. Diese Möglichkeit zur Warnung der Bevölkerung wird schon in vielen anderen Ländern verwendet, da sie deutlich datenärmer ist und auch im Umgang mit persönlichen Daten kein Risiko darstellte, da der Kontakt nur in eine Richtung erfolgt. 

Dabei werden über Mobilfunkmasten an alle Handys, also z.B. auch noch an ein Nokia 3310, eine Warnung verschickt. Voraussetzung ist, dass die Handys in einer Funkzelle im Katastrophengebiet angemeldet sind und die Mobilfunkmasten stehen. Denn sollten die Mobilfunkmasten beschädigt oder zerstört werden, sind nicht nur Warn-Apps, sondern auch das Cell-Boadcasting nicht mehr funktionsfähig.

Als eine Reaktion auf die aktuelle Hochwasserkatastrophe soll das Cell-Broadcasting bis Ende 2022 in Deutschland eingeführt werden.

Also auf die App(s) verzichten?

Auch wenn die Apps bisher nicht immer einwandfrei funktionieren, haben dennoch schon einige Warnungen wie geplant die betroffenen Menschen erreicht. Daher können die Apps auch in Zukunft hilfreich sein. Ob wir die Apps aber auch nutzen, liegt letztendlich dann bei uns selbst.

Es ist und bleibt eben ein Dilemma.

Eure Saskia von der Digital Mindset.

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