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Eigentlich müsste mein Sportverein digitaler werden… wieso „eigentlich“?

Das Buzzword „Digitalisierung“ hat sich mindestens genauso abgenutzt wie „Agilität“. Alle müssen agil werden und alles wird digitalisiert. Jedoch können wir diesen Trend auch nicht ignorieren. Die Digitalisierung hat die Wirtschaft und das Leben in den letzten Jahren rasant und tiefgreifend verändert. Was in unserer Jugend noch Sciences Fiction war, etwa selbst fahrende Autos, virtuelle Realitäten, ein Mann, der mit seiner Uhr spricht und Computer, die mit Menschen sprechen, ist heute fast schon selbstverständliche Realität.

https://www.youtube.com/watch?v=gRgiJKhZ3p0&list=PLX0EFDSYIcCJjsfFXh0xwscJPWO_hoUmM&t=578s
Vortrag zum Thema im Rahmen der Sport-Thieme Digital Akademie 2020

Es gibt jede Menge Quellen für Inspiration

Auch der (organisierte) Sport steht mindestens vor, wenn nicht gar mitten in der Digitalisierung. Das Thema ist ein wahrer Megatrend, der den Sport und die Arbeit von Vereinen in allen Bereichen nachhaltig verändern wird. Zahlreiche spannende Studien, Untersuchungen und Veröffentlichungen setzen sich ausschließlich oder zumindest weitgehend mit dem Thema auseinandersetzen.

Eine kleine, empfehlenswerte Auswahl:

  • Sportverein 2030 (https://www.verein2030.de): Das Projekt befasst sich mit den Megatrends unserer Gesellschaft, deren Einfluss auf den Sport und die daraus resultierenden Herausforderungen für die Vereine. Das Workbook zeigt dabei handfeste Handlungsoptionen auf und unterstützt mit praktischen Übungen dabei, diese zielführend umzusetzen.
  • Sport 2.0 (https://www.innolytics.de/sport20-crowdstudie/): Dr. Jens-Uwe Meyer hat mit seiner Studie sehr greifbar die Veränderung der Sportbranche analysiert und Zukunftshypothesen abgeleitet. Die hier dargestellten Mechanismen lassen sich dabei auch gut auf andere Branchen übertragen.
  • Digitalisierung in Non-Profit-Organisationen (https://www.betterplace-lab.org/digitalisierung-in-nonprofit-organisationen): Diese Studie befasst sich, wie es der Titel schon sagt, mit den Auswirkungen und Handlungsempfehlungen der Digitalisierung auf Non-Profit Organisationen, beispielsweise Vereine.
  • Wie wird mein Sportverein digital? (https://www.tsg-bergedorf.de/wp-content/uploads/2019/06/Wie_wird_mein_Sportverein_digital.pdf): Fast schon „das Standardwerk“ zum Thema Digitalisierung des Sportvereins ist dieses aus der Digitalstrategie der TSG Bergedorf abgeleitet Praxishandbuch. Die von der Alexander Otto Sportstiftung geförderte Veröffentlichung kann im Grunde genommen jeder Verein als Inspiration und Vorlage für seine eigenen Aktivitäten nehmen und hier passende Initiativen für sich ableiten.

Zielgruppe n = 1

Allerdings muss man nicht unbedingt sich mit Studien befassen, um zu erkennen, dass Sport bereits heute durchaus digital ist. So genügt es schon, die eigene Art Sport zu treiben zu betrachten. Ich selbst (Zielgruppe n=1) war meine gesamte Jugend über in verschiedenen Sportarten im Verein aktiv. Heute lässt sich diese „traditionelle Art“ Sport zu treiben nur noch schwer mit Karriere und Familie vereinbaren. Umso besser lässt sich hingegen der Individualsport Laufen selbst in einen sehr ausgefüllten Alltag integrieren (Wer braucht schon Schlaf 😉). Digitale Tool nehmen mir dabei viele USPs von Trainern und Co. ab:

  • Meine Trainingspläne erstelle ich online, z.B. auf lauftipps.ch
  • Meine Aktivitäten tracke ich mit der Garmin Uhr und analysiere die Daten dann auf runalyze
  • Das ergänzende Training absolviere ich mit dem digitalen Coach von Freelatics
  • Und wenn ich dann doch mal Rat von einem „echten Coach“ benötige, gibt es auch dafür Angebote im Netz, z.B. mygoal


Wobei ich zugeben muss: Mir fehlt das miteinander Sport treiben und das Vereinsleben. Auch wenn man sich mittlerweile auf digitalen Plattformen wie Strava oder Angeboten wie virtualrunners virtuell mit anderen messen kann, ist das, zumindest für mich, nicht dasselbe. Wenn Ihr also nach diesem Artikel Ideen habt, wie Ihr die Stärken eures Vereins mit den Potentialen der Digitalisierung verbindet, um ein Angebot zu schaffen, das individuelle Zeiteinteilung mit der sozialen Komponente des Vereins zu verbinden, meldet euch gerne bei mir.

5 Thesen

Aber zurück zur Veränderung im Sport. Ich habe, basierend auf den oben genannten Publikationen und eigenen Beobachtungen im Sport sowie anderen Branchen und Lebensbereichen fünf Thesen abgeleitet, wie die Digitalisierung der Sport und die Vereine nachhaltig verändern wird beziehungsweise größtenteils schon verändert hat.

#1 Sport wird heute digital unterstützt getrieben

Dass Menschen mit Hilfe digitaler Tools Sport treiben, ist gelebte Realität. Kaum ein Sportler hat heute kein sogenanntes Wearable, ob Fitness-Uhr oder gleich Smartwatch, und sammelt damit Daten über seine Aktivität und seinen Trainingsfortschritt. Dazu gibt es mittlerweile unzählige Apps in den App-Stores von Google und Apple, die sich immer stärkerer Beliebtheit erfreuen. So zählen die zahlreichen Health- und Fitness-Apps, nach einer Studie von Strategy&, der Strategie-Beratung von PWC, in Deutschland 20,4 Mio. Nutzer (Hier geht es zur Studie).

Dabei ist App nicht gleich App, denn der abgedeckte Bereich ist sehr facettenreich und umfänglich. Da sind z.B. die Tracking Apps, wie Strava, Garmin Connect, Runtastic, Endomondo und Co., mit denen selbstverständlich auch Trainings geplant und oftmals auch digitale Coachingfunktionen und Community-Features genutzt werden können, also eine digital Lösung bieten, sich mit anderen zu vernetzen und zu messen.

Andere Apps positionieren sich eher als digitale Fitness-Coaches, wie Freelatics, Gymondo, Asana Rebell oder Seven. Auch diese bringen die korrespondieren Funktionen, wie Community-Features, mit.

Hinzu kommen noch unzählige additive Gesundheits-Apps mit verschiedenen Schwerpunkten. Am verbreitetsten sind dabei sicher MyFitnessPal oder LifeSum. Das spannende dabei ist, dass diese Apps mittlerweile keine „Datensilos“ mehr sind, sondern man sie miteinander verbinden und synchronisieren kann, um einen gesamtheitlichen Blick zu erhalten. Da spielen natürlich auch die beiden große Ökosystem-Anbieter mit – Apple mit Apple Health und Google mit Google Fit.

Rund wird das Bild mit den verschiedenen vernetzten Sportgeräten, die sich individuell auf den Sportler einstellen, intelligente Coaching-Funktionen mitbringen und natürlich auch jede Menge Daten sammeln. Und auch hier gibt es zahlreiche Anbieter, beispielsweise EGYM, TechnoGym, oder der gerade im Corona-Sommer 2020 als Favorit gehandelte Anbieter Peleton. Ein sehr futuristisches Beispiel ist hier sicher der ICAROS R, auf dem man, mit einer VR-Brille wie der Oculist Rift, wie ein Vogel durch die virtuelle Realität fliegt und dabei natürlich trainiert.

Ja, aber…

Nix aber! Natürlich kann sich nicht jeder Verein die Investitionen in die teure Ausstattung mit digitalen Geräten leisten und es ergibt auch nicht für jeden Sinn, wobei es ja auch nicht gleich der eigene ICAROS oder Smart Mirrors sein muss. Und eine eigene Trainings- oder Fitness-App in nun wirklich unsinnig. Also was machen? Kreativ daran denken, wie man bestehende Apps in die Arbeit integrieren kann! Die meisten Sportler nutzen diese ohnehin schon, also warum das Ganze nicht in der Mannschaft nutzen. Geht mit euren Mitgliedern ins Gespräch, so finden sich sicher gute Ansätze. Möglicherweise möchtet Ihr die Community-Features nutzen, eigene Wettbewerbe rund um eine Fitness-App vereinbaren oder um Segmente auf Strave kämpfen. Also, los geht’s!

#2 Vereine organisieren sich digital

Ein Verein bringt jede Menge organisatorische und administrative Arbeit mit sich. Nahezu alle Unternehmen nutzen heutzutage Software-Lösungen, von CRM bis ERP, von Buchhaltung bis Personalverwaltung. In vielen Vereinen wird das noch immer mit viel (oftmals ehrenamtlichem) Engagement, Excel-Tabellen und Word-Serienbriefen erledigt, oder bestenfalls mit einer in die Jahre gekommenen lokale Installation von S-Verein. Dabei gibt es auch oder gerade für Sportvereine bereits eine Vielzahl guter Cloud-Lösungen, also Anwendungen, die nicht auf einem lokalen Rechner laufen, sondern im Internet. Das bietet den Vorteil, dass diese Lösung vom Hersteller in der Regel stetig weiterentwickelt wird, die Daten für mehrere Mitarbeitende im Verein von überall nutzbar sind und es in der Regel entsprechende Datensicherungen gibt.

Leider ist auch hier das Angebot etwas unübersichtlich, da sich über 200 Anbieter in diesem Markt tummeln. Das ist aber auch gut so, denn jeder Verein ist anders, hat seine speziellen Strukturen, Prozesse, Arbeitsweisen und damit Anforderung. Gut ist auch, dass die meisten Software-Lösungen die wichtigen Nutzungsanlässe der meisten Vereine gut abbilden. Das sind in der Regel:

  • Mitgliederverwaltung
  • Beitrags- und Spendenabrechnung
  • Kassenführung und Buchhaltung
  • Termin- und Personalverwaltung
  • Sportbetrieb und Veranstaltungsorganisation
  • Kommunikation mit den Mitgliedern
  • Verwaltung von Sportanlagen und -geräten

Die Lösungen haben unterschiedliche Schwerpunkte, Stärken bzw. decken nur eines oder einige der Felder ab. Selten kommen daher (insbesondere größere) Vereine mit nur einer Lösung aus. Deshalb sollten zu Beginn der Suche nach geeigneter Software erst einmal die eigenen Anforderungen geklärt werden: Was ist mir/uns besonders wichtig? Was brauchen wir? Anschließend können diese Anforderungen mit dem Angebot auf dem Software-Markt abgeglichen werden und so eine maßgeschneiderte Software-Lösung für den Verein zusammengestellt werden.

Hierbei sollte nicht nur auf die Funktionen, sondern auf die Nutzbarkeit (Usability) und die Nachhaltigkeit geachtet werden, insbesondere wie solide und zukunftsfähig der Anbieter ist. Vor allem aber sollte die Lösung oder die Lösungen „offen“ sein, also die Möglichkeit der Datenverbindung zu anderen Lösungen bieten. Das ist besonders dann wichtig, wenn mehrere Anwendungen genutzt werden sollen.

Gute Generalisten als Basis und die wohl verbreitetsten Lösungen sind, je nach Größe und Schwerpunkt, unitop NPO, webling, S-Verein, ClubDesk oder Netxp-Verein. Mein persönlicher Favorit ist dabei ClubDesk. Der Schweizer Anbieter hat mit dieser Software einen sehr guten Allrounder geschaffen. So kann man in der Cloud-Lösung eigentlich alles abbilden, was kleine bis mittlere Vereine brauchen und darüber hinaus eine responsive, also für unterschiedliche Geräte (von Smartphone bis PC) optimierte Website erzeugen. Hier zeigt sich, dass das Team von ClubDesk im Austausch mit Ihren Kunden seit Jahren an der Anwendung arbeiten.

Wenn es um die Buchung von Kursen und die Verwaltung von Sportstätten geht, ist es auf jeden Fall sinnvoll, hier noch einmal nach dedizierten Lösungen zu schauen. Auch in diesem Bereich lohnt sich ein wenig Recherche im Netz. Gute Beispiele für dieses Anwendungsgebiet sind dabei SportMeo oder Yolawo als Buchungssysteme und Venuzle für die Verwaltung der Sportanlagen. Darüber hinaus kann auch ein Newsletter-Tool sinnvoll sein, z.B. sendinblue, rapidmail, mailchimp oder CleverReach.

Ja, aber…

Nix aber! Das ist ein absolutes Must-have! Wichtig ist, dass Ihr keine Angst vor den Kosten haben müsst. Die meisten Lösungen sind sehr preisgünstig und das Geld ist wirklich gut investiert. Man sollte sich zwar darüber im Klaren sein, dass die initiale Migration und Einführung durchaus etwas Aufwand mit sich bringt, allerdings ist das sehr gut investierte Zeit. Also, los geht’s!

#3 Vereine arbeiten vernetzt zusammen

In unserem Privatleben läuft die Kommunikation heute großteils digital ab und für alles und jeden gibt es eine WhatsApp-Gruppe. Unternehmen nutzen verschiedenste Kollaborationslösungen, z.B.  Google Workplace, Microsoft 365 mit Microsoft Teams oder eine Social Intranet Lösung wie Coyo.

In Vereinen ist zumindest WhatsApp angekommen. Wobei sich dabei jede*r persönlich fragen muss, ob das die beste Lösung ist. Man sollte sich durchaus über das Thema Datenschutz und WhatsApp informieren und zumindest die entsprechenden Einstellungen vornehmen. Auch hier gibt es Alternativen, sowohl bei den reinen Messangern wie Threema oder Telegram als auch bei spezifischen Lösungen für Vereine und Mannschaften, die weit mehr bieten als nur Messaging, z.B. Campai, die DFB Teammanagement App  oder die Vereinsapp von Sportdeutschland (DOSB). Aber auch hier gilt: Erst fragen, was man braucht!

Es lohnt sich auch mal ein Blick auf Software-Lösungen, die bei Unternehmen zum Einsatz kommen, denn Unternehmen und Vereine haben ja doch so einiges gemeinsam. Gerade die großen US-Anbieter haben hier sehr attraktive Angebote für Non-Profit Organisationen. So bekommen Vereine das Angebot von Microsoft 365 oder Atlassian weitestgehend kostenfrei.

Darüber hinaus ist Sichtbarkeit im Internet elementar. Heutzutage sind fast alle Menschen online und fast 50% aller Deutschen in den sozialen Netzwerken aktiv. Heißt: Eine gute, responsive Website und eine lebendige Präsenz in Facebook und Instagram gehören einfach dazu und sind eine gute Basis für Vernetzung und Zusammenarbeit im Verein und mit Interessierten.

Ja, aber…

Nix aber! Eine gute Website kann heute jeder mit einem der Website-Baukästen der Hoster sehr einfach zusammenklicken und bei ClubDesk geht das sogar mit der Vereinslösung. Bei Facebook sind eh schon fast alle Mitglieder und das ist schon lange kein Hexenwerk. Auch die Kollaborationslösungen sind für NGOs auch nicht teuer. Also los geht’s!

#4 Sport wird (auch) digital organisiert

Auch die Plattform-Ökonomie, die man vor allem aus dem Handel kennt (Stichwort: Amazon) oder aus Dienstleistungsbereichen (z.B. Booking.com, Uber oder MyHammer) scheint langsam den Sportverein zu erreichen. Prominentestes Beispiel ist hier der Urban Sports Club, bei dem man mit einer Mitgliedschaft in zahlreichen Standorten und Städten verschiedenste Sportangebote wahrnehmen kann, z.B. Fitness, Schwimmen, Klettern, … . Ein bisschen weniger bekannt, aber Anfang des Jahres sogar zu einem sogenannten Einhorn geworden (> 1 Mrd. € wert) ist Gympass. Das StartUp bietet seine Pakete nicht direkt an Endkunden an. sondern als B2B-Anbieter über den Arbeitgeber.


Daneben gibt es auch zahlreiche andere Angebote, bei denen oftmals kommerzielle Anbieter digitale Angebote geschaffen haben, mit beziehungsweise über die Sport digital organisiert wird. So haben sich beispielsweise zu Beginn der Corona-Pandemie die VirtualRunners gegründet, um den Läufern eine Alternative zu den zahlreichen, ausgefallenen Rennen zu bieten. Und das mit Erfolg: Mittlerweile haben bereits sich dort schon über 40.000 Läufer angemeldet. Ein eigener großer Sportverein.

Ja, aber…

Ja, natürlich sind das Konkurrenzangebote zu klassischen Vereinen. Aber Konkurrenz entsteht nur da, wo ein Defizit besteht. Das heißt also nicht den Kopf in den Sand stecken oder schmollen, sondern selbst die digitalen Möglichkeiten nutzen, das Vereinsangebot auf eine neue Ebene zu heben. Und an sich sind die Erfolgsaussichten besser als bei den StartUps. Die starten nämlich bei Null, im Gegensatz zu jedem Verein mit einer bestehenden Zielgruppe, den Mitgliedern und einer Menge Know-How. Warum also nicht die Website und die Social Media Angebote nutzen, damit sich die Mitglieder organisieren und vernetzen? Und warum nicht auch digitale Trainingsgruppen und Wettbewerbe anbieten? Also, los geht’s!

#5 Wir teilen Wissen und lernen digital

Auch wenn uns die Corona-Pandemie schmerzlich vor Augen geführt hat, dass es mit der digitalen Bildung in Deutschland noch nicht sehr weit gediegen ist, ist eLearning und der digitale Wissensaustausch ein nachhaltiger Trend. Gerade der Bedarf am lebenslangen Lernen unterstützen diese Entwicklung. Und dezentrales Lernen ist ja auch keine echte Neuheit. So hat die FernUniversität Hagen als ein Pionier in Deutschland gerade seinen 45. Geburtstag gefeiert und ist natürlich mittlerweile voll digital. Aber es haben auch viele andere Schulen, insbesondere private, spätestens in den letzten Monaten einen echten digitalen Boost erlebt.

Und auch im Sport gibt es mittlerweile zahlreiche digitale Lernangebote oder auch einfach nur Online-Angebote, die gutes und aktuelles Wissen bereitstellen. Allem voran sei hier das DFB-Angebot aus Fussball.de genannt, wo man u.a. ein riesiges Angebot an Trainings-Ideen findet.. Aber es gibt auch in anderen Sportarten tollen Ansätze, z.B. des SIS-Liveticker im Handball oder die My-xxx-Angebote im Tennis, Golf oder Tischtennis.

Ja, aber…

Na klar, ein eigenes Portal aufzubauen ist nicht für jeden Verein ohne weiteres leistbar. Das muss es aber auch nicht sein. Mit einer gut gepflegten Webseite, idealerweise ergänzt mit einem internen LogIn-Bereich, kann man schon viel erreichen. Und auch das Aufsetzen von eLearning-Angeboten ist kein Hexenwerk. Es gibt sehr gute und einfach nutzbare Cloud-Software-Lösungen. Und mit moodle gibt es eine sehr weit verbreitete Lösung, die sogar kostenlos ist. Also, los geht’s!

Nicht alles kann und soll digital werden

Ok, soviel zu MEINEN Thesen, jede der oben genannten Veröffentlichungen hat ebenfalls eigene. Ich selbst bin der Überzeugung, dass alle Veröffentlichungen, Trends, Handbücher, Leitfäden oder auch Vereine, die augenscheinlich sehr digital sind, wie die TSG Bergedorf oder TG Bornheim, nur Impulsgeber sein können und die jeweiligen Ansätze niemals 1:1 übertragen werden können. Digitalisierung heißt für eine Organisation, die Möglichkeiten digitaler Hilfsmittel für sich zu erschließen, um dadurch das Ehrenamt zu entlasten, die Angebote zu verbessern und letztlich attraktiver für neue und andere Zielgruppen zu werden. Da nun jeder Verein sehr individuell ist, in den Strukturen, Prozessen und Angeboten, gibt es nicht die eine Digitalisierung. Jede Digitalisierung ist vielmehr ein Unikat, die zu dieser einen Organisation passt.

Digitalisierung bedeutet auch nicht den Tod des Vereinslebens und es soll auch nicht alles digitalisiert werden. Der Kern von Sportvereinen ist die Gemeinschaft, das Gesellige, das miteinander Sport treiben. Aber um dieses noch attraktiver zu machen, die Organisation und Verwaltung zu erleichtern, Menschen mit anderen Lebensmodellen entgegenzukommen, die sonst keine Chance hätten, aktiv am Vereinsleben teil zu haben, bietet die Digitalisierung handfeste und echte Mehrwerte.

Und es ist an allen Vereinsmitgliedern, diese für den eigenen Verein zu erschließen. Es gibt keinen Grund das nicht zu tun. Es geht darum Mut zu beweisen, offen zu sein, Kreativität zu fördern und Veränderung zu treiben und zuzulassen.

Es geht darum zu #Machen

Die größte Hürde in der Digitalisierung ist die Bereitschaft für die Veränderung, deshalb ist das Wichtigste aus dem „Eigentlich müsste man mal…“ herauszukommen und ins Handeln zum kommen – einfach mal neues auszuprobieren. Und natürlich geht dabei auch mal was schief, funktioniert nicht immer alles und sorgt auch mal für Ärger und Verunsicherung. Aber das Motto kann nicht lauten „Wer nicht macht, macht nichts falsch“, sondern „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“!

Es geht aber auch darum zu #Denken

Natürlich ist dabei nicht blinder Aktionismus gefordert, sondern die richtigen Initiativen zu starten. Das heißt, es geht darum die eigenen Prozesse, Angebote und Leistungen zu analysieren. Schaut einmal, wo die Schmerzpunkte sind, wo viel Zeit und Energie verbraucht wird, wo viel Ärger entsteht, wo wenig Nutzen erzeugt wird. Findet die Fehler und Schwachstellen in eurem System. Wo stupide, sich wiederholende Tätigkeiten stattfinden, gibt es sicher Automatisierung-Potential.

Wie findet Ihr diese? Hinterfragt euch selbst. Sprecht mit euren Mitgliedern, holt euch aktiv Feedback ein, auch zu unbequemen Themen. Macht Workshops mit euren Mitgliedern, lasst mal einen Blick von außen zu. Und hört auch mal auf die Jüngeren. Das sind die Digital Natives, die digitale Möglichkeiten wie selbstverständlich nutzen.

Und schaut dabei mal über den Tellerrand hinaus, holt euch Inspiration von außen, aus anderen Sportvereinen, aus völlig anderen Organisationen, aus der Wirtschaft und und und. Und dann verbindet die Ideen und neuen Impuls mit euren Stärken, mit euren USP. Die Verbindung von Digitalisierung, echtem Vereinsleben und den gemeinsamen Sport ist viel mehr als die Summe der einzelnen Teile.

Ich möchte aber jede*n davor warnen, eine umfassende Strategie zu entwerfen. Macht euch lieber Gedanken, wo Ihr hinwollt und nähert euch dann Schritt für Schritt, Projekt für Projekt. Und macht nicht alles 100% fertig, sondern testet erst die Ideen und Angebote direkt mit euren Mitgliedern. So verhindert Ihr in die falsche Richtung zu laufen und digitalisiert euren Verein zusammen mit euren Mitgliedern für eure Mitglieder. Hierzu kann ich jedem nur das Buch „Lean StartUp“ von Eric Rise empfehlen. Eine echte Inspiration für agile Veränderung.

Es geht aber auch um #Technik

Ja, Digitalisierung ist vor allem Veränderung und Chancen aus Technologie zu nutzen. Um diese erschließen zu können, braucht es allerdings selbst schon Technologie. Vor Technik muss aber keiner Angst haben. Man sollte diese nicht als Bedrohung, sondern als Helfer betrachten. Und die gute Nachricht ist auch, dass man gar nicht viel selbst entwickeln muss. Für das meiste gibt es schon eine Lösung. Einige Ideen dafür habt Ihr hier ja bereits gelesen. Also, probiert die doch einfach mal aus. Nutzt Kollaborations-Lösungen für die Zusammenarbeit und Tools, um euren Verein effizienter zu organisieren.

Seid dabei offen für Neues, schaut euch um, schaut um die Ecke und vor allem: Probiert einfach mal aus. Dabei muss man auch keine Angst vor den Kosten haben. Natürlich kann Software teuer sein, muss es aber nicht. Und gerade für gemeinnützige Organisationen gibt es hier noch zahlreiche Vergünstigungen und Vorteile. Eine gute Übersicht darüber bietet Stifter-helfen.de. Darüber hinaus bieten auch die Bundesländer bzw. die angeschlossenen Landesbanken verschiedenste Förderungen an. In Hessen gibt es beispielsweise das Förderprogramm Ehrenamt und in Niedersachsen ist der Digitalbonus inzwischen auch für Vereine geöffnet worden. Schaut also mal auf dem Portal eures Landes oder der Landesbank vorbei, bzw. sprecht euren Landessportbund oder Spitzen-Verband an.

Vor allem aber denkt immer daran:

  • Es geht nicht darum, der Digitalisierung wegen zu digitalisieren. Mit der Digitalisierung soll der Verein effizienter organisiert und die Angebote verbessert werden. Digitalisiert das Notwendige und Sinnvolle. Identifiziert Schwächen, finden Chancen und widmet euch denen.
  • Denkt an eure Zielgruppen, also die Mitglieder die Ehrenamtler*innen, die Angehörigen, die Interessenten und Co. und digitalisiert für diese und mit denen. Holt euch direkt Feedback ein, veranstaltet Workshops, involviert möglichst viele von Anfang an.
  • Nehmt die Mitglieder mit, vor allem die ehrenamtlich aktiven. Nicht jede*r ist so digital wie wir uns denken, das bedarf Unterstützung. Wer dazu mehr wissen möchte, sollte in die D21-Studie schauen. Schafft Peer-Goups von digitalen Vorreitern und weniger Digitalen. Bringt die Mitglieder in den Austausch, gebt aktiv Hilfe und nehmt die Leute aktiv mit.

Also: Schluss mit eigentlich! Los geht’s! Euer Verein kann und soll die Chancen der Digitalisierung nutzen, jetzt!

Euer

Stephan

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